Dem „weißen Gold“ auf der Spur

Exkursion der Nachbarschaftshilfe Butzbach nach Bad Nauheim

Am Montag, den 20. Oktober 2025, informierte die Gästeführerin Frau Seelen eine Gruppe von Mitgliedern der Nachbarschaftshilfe Butzbach im Rahmen einer äußerst interessanten Führung über Geschichte und Bedeutung der Salzgewinnung in unserer Nachbarstadt Bad Nauheim. Salz, das früher unter anderem zum Würzen und zur Haltbarkeitsmachung von Lebensmitteln benötigt wurde, war äußerst rar und damit wertvoll, was den Begriff „Weißes Gold“ erklärt.

Einem Prospekt der Tourist-Information der Stadt entnimmt man, dass bereits etwa 400 v. Chr. die Kelten Salz aus natürlichen Solequellen gewannen. Ein Modell zur keltischen Salzgewinnung am Gradierbau I im Keltenpavillon veranschaulichte dies.

Anschließend führte die Tour auf das „Dach“ des Gradierbaus I. Von dort konnte man einen wunderschönen Rundblick über Bad Nauheim genießen und die Arbeitsweise eines Gradierbaus kennenlernen: Um die Salzkonzentration der mit 3% Salzgehalt im Sprudelhof austretenden Sole, die über den Solgraben zum Solebecken und von dort zu den Gradierbauten geleitet wird, anzureichern, lässt man die Sole an den bis zu zehn Meter hohen Schwarzdornwänden der Gradierbauten mehrmals herunterrieseln. Dadurch verdunstet Wasser und der Salzgehalt steigt bei jedem Durchlauf an, bis in früheren Zeiten aus der angereicherten Sole in großen Siedepfannen effizient das Salz zu gewonnen werden konnte.
Durch diese neue Gradiermethoden wuchs im Laufe der Jahrhunderte die Bad Nauheimer Saline mit zwischenzeitlich 23 Gradierbauten mit einer Gesamtlänge von 3700 Metern zu einer modernsten in Europa heran. Heute sind noch 5 Gradierbauten erhalten, die alle im Rahmen der Führung besucht wurden.

Deutlich wurde auch, dass vor der Erfindung der Dampfmaschinen und des elektrischen Stroms viel Aufwand erforderlich war, um die Sole auf die Gradierbauten zu befördern. Man nutzte Wasserräder, Windmühlen und vereinzelt auch Gerätschaften, die von Tieren angetrieben wurden.

Rund um den Gradierbau II im Gesundheitsgarten zeigt der Kneippverein Bad Nauheim die 5 Säulen der Kneipp-Therapie (Wasser, Pflanzen, Ernährung, Bewegung und Lebensordnung).

Zwischen den Gradierbauten IV und V erfolgt derzeit unter Leitung des Fördervereins „Wind- und Wasserkunst Bad Nauheim e.V.“ die Wiederinstandsetzung einer Windmühle. Die noch fehlenden Flügel sollen bis zum Deutschen Mühlentag 2026 (Pfingstmontag) ergänzt werden. Die beiden Gradierbauten IV und V konnten früher aber nicht nur die Windkraft, sondern auch über ein Wasserrad in Schwalheim die Energie der Wetter nutzen. Die Energieübertragung erfolgte über ein 1 km langes Holzgestänge. Teile davon und ein großes Wasserrad kann man sich in Schwalheim ansehen.

Weiter ging es zum Gradierbau III, an dem erneut die Wirkungsweise eines Wasserrads für den Betrieb einer Saline demonstriert wird. Die Tour endete im Café Ludwigsbrunnen, wo bei Kaffee und Kuchen die vielen neuen Erkenntnisgewinne „verarbeitet“ wurden. Frau Seelen erhielt für die äußert interessante Führung großen Beifall.

Ergänzend soll noch erwähnt werden, dass heute in Bad Nauheim kein Salz mehr gewonnen wird. Die Sole der Salzquellen aber im Gesundheitsbereich genutzt werden – sei es bei Solebädern in den Badehäusern, im Thermalbad, in der Trinkkuranlage, aber auch durch das Inhalieren der salzhaltigen Aerosole, die an den Gradierbauten entstehensowie durch „Vernebelung“ in einem Inhalatorium im Gradierbau I.